Integrative Therapie

Die Integrative Therapie ist ein humanistisches Psychotherapieverfahren, das von Hilarion G. Petzold, und Johanna Sieper seit den 1960er Jahren entwickelt wurde. Die Integrative Therapie verfolgt einen ganzheitlichen Behandlungsansatz. Sie versteht den Menschen als „Körper-Seele-Geist-Einheit, eingebunden in eine soziale und ökologische Lebenswelt.

 

Auf der Grundlage klinisch-empirischer Forschung und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse werden schulenübergreifende Konzepte entwickelt und in das Verfahren integriert. Die Integrative Therapie vereint somit kognitive, leib- und verhaltenstherapeutische Ansätze und verbindet bewährte Konzepte verschiedener psychotherapeutischer Methoden (elastische Psychoanalyse nach Ferenczi, Gestalttherapie nach Perls, Psychodrama nach Moreno, therapeutisches Theater nach Iljine, Verhaltensmodifikation nach Kanfer) mit neuesten Erkenntnissen der Gehirnforschung. Die wichtigsten Philosophen, die die Entwicklung der Integrativen Therapie beeinflussten waren Maurice Merleau-Ponty, Gabriel Marcel, Paul Ricoeur, Michel Foucault und Hermann Schmitz.


Die Integrative Therapie versteht die persönliche Entwicklung als lebenslangen Wachstumsprozess. Im Mittelpunkt steht der Mensch mit seinen Ressourcen und Fähigkeiten. Ausgehend von der aktuellen Lebenssituation wird auf negative und defizitäre sowie auf positive und stützende Ereignisse und Ereignisketten in der Biographie fokussiert. Bewusste und unbewusste Strebungen (Muster und Prägungen) werden in ihrer Relevanz für die Persönlichkeitsentwicklung und Lebensführung erfahrbar gemacht, um so eine zukunftsgerichtete, nachhaltige Veränderung des Lebensstils zu ermöglichen. Eine tragfähige, therapeutische Beziehung als intersubjektiver Prozess ist die Grundlage hierfür.

 


Die Integrative Therapie beschreibt 4 Wege der Heilung und Förderung:

1. Weg: Bewußtseinsarbeit und Sinnfindung:
„Sich selbst verstehen, die Menschen, das Leben verstehen lernen."

Hierbei geht es in erster Linie um Gewinn von Einsicht und Erkenntnis. Unbewußte Aspekte des Handelns und Erlebens werden deutlicher, die Bedeutung der Symptome, innerer und äußerer Konflikte, Auswirkungen von früher erlittener Traumata auf das aktuelle Leben etc. können verstanden werden. Dabei geht es nicht um ein bloßes rationales Verstehen von Zusammenhänge, sondern viel mehr um ein ganzheitliches Erfahren mit emotionaler Beteiligung (Evidenzerfahrung).


2. Weg: Nach- und Neusozialisation und Entwicklung von Grundvertrauen:
„Zugehörig sein, beziehungsfähig werden, Liebe spüren und geben, sich zum Freund werden.“

In der heilsamen therapeutischen Beziehung können alternative oder korrigierende emotionale Erfahrungen ermöglicht werden (Nachnähren), die ein positives Bild von sich selbst und anderen Menschen ermöglicht. „Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit.“ (Erich Kästner)

 

3. Weg: ressourcenorientierte Erlebnisaktivierung:
„Neugierde auf sich selbst, sich selbst zum Projekt machen, sich in Beziehungen entfalten.“
Kreative Medien helfen den eigenen Erlebens- und Ausdrucksspielraum zu erweitern und führen so zu persönlichem Wachstum.


4. Weg: Förderung von Solidaritätserfahrungen und sozialem Engagement:
„Nicht alleine gehen, füreinander einstehen, gemeinsam Zukunft gewinnen."

Über die Erfahrung von wechselseitiger Hilfestellung sollen gezielt Mitmenschlichkeit, engagierte Verantwortung für die Integrität von Menschen, Gruppen und Lebensräumen gefördert werden.

 

Neben dem therapeutischen Gespräch werden vielfältige kreative Methoden, Techniken und Medien individuell und prozessorientiert eingesetzt. Ziel ist die Förderung von Heilungs- und Entwicklungsprozessen von psychischen, psychosomatischen und psychosozialen Erkrankungen, Besserung von seelischen Leidenszuständen sowie die Beseitigung von Krankheitssymptomen zu erreichen. Auf dieser Basis ist die Integrative Therapie kurativ und palliativ wirksam und gesundheitsfördernd.

(Quelle: Patientinnen/Patienten-Information über die in Österreich anerkannten psychotherapeutischen Methoden Stand 04.12.2014; Textarchiv H. G. Petzold et al. Jahrgang 2012)



 

 
 
 
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